Das Märchen von Hänsel und seiner Schwester Gretel, die vor Armut und Hunger vom willensschwachen Vater und der klassischen Figur der lieblosen (Stief-)Mutter im Wald verlassen werden und dann an die menschfressende Hexe in ihrem essbaren Häuschen geraten, kennt wohl so ziemlich jeder. Es ist einer der bekanntesten grimmschen Klassiker, der vielfältig adaptiert wurden. In diesem Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm findet sich neben der blanken Geschichte eben auch viel Raum zur psychologischen Interpretation von Elter-Kind-Beziehungen.
Und irgendwie gehörte dieses Märchen dank Kindertheatervorstellungen für mich auch immer zur Weihnachtszeit dazu – nicht umsonst backen viele im Advent zusammen mit ihren Kindern Lebkuchenkuchenhäuschen mit allerlei Zuckerwerk.
Grimms Hänsel, Gretel, die Hexe & das Lebkuchenhaus
Wer das Märchen von Hänsel und Gretels Schicksal (von dem es verschiedene Fassungen gibt, nach und nach wird es religiöser, Elemente werden hinzugefügt und die Mutter wird zur Stiefmutter) genau nachlesen möchte, kann das hier kostenfrei im Projekt Gutenberg tun – von hier stammt auch das nachfolgende Zitat. Ich horte ja stolz seit meiner Kindheit Märchenbücher und habe meinen Magister in Germanistik auch zum Teil in diesem Themenbereich gemacht. Das hier ist das Märchenbuch der Brüder Grimm*, das wir als Kinder hatten. Die Ausgabe in Neufauflage ist ein DDR-Klassiker. Für Liebhaber/innen spannend ist aber auch diese Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm*, über die ich gerade gestolpert bin.
Hänsel und Gretel sind dank ihren Eltern also im Wald gestrandet und sollen dort sterben, nach einigen Irrwegen geraten die Kinder an das Hexenhäuschen der Menschenfresserin, welches diese zum Anlocken unschuldiger, hungriger Kinder aus Brot, Kuchen und Zuckerzeug errichtet hat. Hänsel wird im Nachfolgenden gemästet und die Gretel zur Magd, die durch eine List die Hexe überwältigt und in ihrem eigenen Ofen verbrennt. Schließlich kehren die Kinder mit Hexenreichtümern heim, praktischerweise ist die garstige Stiefmutter inzwischen Ex-und-hopp gegangen, der rückgratlose Vater freut sich und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende (falls der liebende Papa nicht wieder durch die nächste Frau gehirngewaschen wird).
Im Orignaltext der Gebrüder Grimm sieht die Szene, in der die halbverhungerten Kinder auf das Hexenhaus treffen, so aus:
„(…) und sie gingen ihm nach, bis sie zu einem Häuschen gelangten, auf dessen Dach es sich setzte, und als sie ganz nahe herankamen, so sahen sie, daß das Häuslein aus Brot gebaut war und mit Kuchen gedeckt; aber die Fenster waren von hellem Zucker. »Da wollen wir uns dranmachen«, sprach Hänsel, »und eine gesegnete Mahlzeit halten. Ich will ein Stück vom Dach essen, Gretel, du kannst vom Fenster essen, das schmeckt süß.« Hänsel reichte in die Höhe und brach sich ein wenig vom Dach ab, um zu versuchen, wie es schmeckte, und Gretel stellte sich an die Scheiben und knupperte daran. Da rief eine feine Stimme aus der Stube heraus:
»Knupper, knupper, Kneischen,
Wer knuppert an meinem Häuschen?«
Die Kinder antworteten:
»Der Wind, der Wind,
Das himmlische Kind«,
und aßen weiter, ohne sich irre machen zu lassen. Hänsel, dem das Dach sehr gut schmeckte, riß sich ein großes Stück davon herunter, und Gretel stieß eine ganze runde Fensterscheibe heraus, setzte sich nieder und tat sich wohl damit.“
Pfefferkuchen, Honigkuchen, Lebkuchen….
Gedanklich bleibe ich bei den verlockenden Kuchen-Dachschindeln immer bei meinem Honigkuchen hängen. Mit Mandeln und kandierten Kirschen verziert, entspricht dieser von mir schon oft gebackene weihnachtliche Blechkuchen, der sich in Dachschindeln…ähem… Stücke geschnitten gut verpackt auch lange als Gebäck hält und ein schönes Geschenk aus der Küche ist, ziemlich genau meinen Märchenknusperhäuschenvorstellungen. Aber nun ab zum Rezept.
Rezept für Honigkuchen
500 g Mehl
350 g Honig (flüssig)
125 g Butter
125 g Zucker
70 g getrocknete, gehackte Aprikosen
65 g gemahlene Mandeln
2 Eier (L)
3 EL Sherry (alternativ: Portwein, Rotwein)
1 Päckchen Backpulver (16 g)
3 gehäufte TL Lebkuchengewürz*
Glasur & Belag
100 g ganze Mandeln, geschält (Hierfür ungeschälte Mandeln kochen, abkühlen lassen und aus der Schale schnipsen)
50 g kandierte Belegkirschen* (alternativ: kandierte Cranberrys, halbiert)
1 Ei
3 EL Milch
Zubereitung Honigkuchen
- Mehl, Mandeln, Lebkuchengewürz und Backpulver in der Backschüssel gründlich vermengen.
- In einer Schüssel zimmerwarme Eier und Sherry miteinander verquirlen.
- Butter, Honig & Zucker in eine Schüssel geben, vorsichtig in einem Topf oder der Mikrowelle erwärmen und verrühren, bis die Butter geschmolzen und der Zucker aufgelöst ist.
- In der Küchenmaschine oder mit einem Handmixer (Knethaken!) rasch die Honigbutter in das Mehl einarbeiten, dann die Eiermischung und zum Schluss die gehacken Aprikosen unterheben. Rasch arbeiten ist hierbei wichtig, bevor Butter und Honig total anziehen. Durch die Wärme ist der Teig noch geschmeidig und lässt sich einfacher auf dem Blech ausstreichen.
- Ein Backblech fetten und ausmehlen oder (falls eine zweite Person zur Hand ist, die das Backpapier beim Verstreichen festhalten kann) einfach mit Backpapier auslegen und den schnell fester werdenden Teig darauf geben und verstreichen.
- Ein ganzes Ei mit Milch verquirlen und mit einem Backpinsel auf den Teig auftragen. Durch die aufgetragene Eiermilch glättet sich die Oberfläche etwas.
- Die Kirschen halbieren und zusammen mit den Mandeln typische Lebkuchen bzw. Honigkuchen-Muster legen: Vier Mandeln als „Rahmen“, in die Mitte eine halbierte Kirsche. Nicht zu fest andrücken, die Honigkuchen gehen noch auf, und die Belegkirschen werden sonst vom Teig verschluckt.
- Bei 175° (Umluft, mittlere Schiene) für 25-30 Minuten backen.
- Nach dem Backen abkühlen lassen, in Stücke schneiden, abkühlen lassen und Honigkuchen zum Verschenken einzeln in Klarsichtfolie wickeln oder in großen Luftdichten Dosen lagern, damit sie nicht austrocknen.
Und dieses Rezept ist wieder mein Beitrag zu meinem Event „Lesehungrig„, drüben auf meinem Foodblog „Der magische Kessel“.
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